Letzte Bearbeitung: 13. März 2024 © MEC Bergheim (Erft) e. V.
Die Eisenbahnstrecken in Bergheim Die heutige Kreisstadt Bergheim verfügte über ein Streckennetz von 66,7 km der ehemaligen Bergheimer Kreisbahn (BhKB). Der Bergheimer Bürgermeister Commer trat mit dem Wunsch nach einer regelspurigen Bergheimer Bahnlinie an die Aachen-Jülicher-Bahngesellschaft heran. Die Preußischen Ministerien lehnten die drohende Konkurrenz zu ihren eigenen Strecken ab. Vom Norden und Süden des Kreisgebietes fehlte der Anschluss zu der 1841 eröffneten Bahnlinie Köln – Horrem - Aachen und Neuss - Bedburg- Düren (1869). Der Anschluss sollte die wirtschaftliche Entwicklung der Region in Industrie und Landwirtschaft vorantreiben. Die Zuckerrübenfabrik musste ihre Transporte mit Pferdewagen unter erheblichen Zeitaufwand durchführen. Verstärkt setzte sich der Bedburger Unternehmer Silverberg für die Eisenbahn ein und fand Unterstützung beim Landrat Graf Beissel. Erst das neue Kleinbahngesetz vom 28. Juli 1892 schuf neue Möglichkeiten für den Bau der Bahn. Die ersten Planungen galten dem Streckenverlauf von Elsdorf über Bergheim, Oberaußem, Glessen und Brauweiler nach Köln-Ehrenfeld. Der endgültige zur Bauausführung kommende Streckenverlauf führte von Elsdorf - Bergheim - Horrem - Mödrath, Benzelrath - Mödrath - Kerpen - Blatzheim - Oberbolheim über Bergheim - Niederaußem - Rheidt - Rommerskirchen nach Bedburg - Kirchherten - Ameln. Am 24. Januar 1894 wurde beschlossen, die Bahnstrecke als 1000 mm Schmalspurbahn zu bauen. Den Auftrag erhielt das Stettiner Unternehmen Lenz u. Co., die geschätzten Kosten betrugen 1,4 Millionen Reichsmark. Die Ausführung als Schmalspurbahn mit vereinfachtem Betrieb fiel unter das Preußische Kleinbahngesetz vom 19. April 1886. Geringerer Landverbrauch für Gleisanlagen, Bahnhöfe und Bahnanlagen reduzierten die Kosten, der Bahnhof Horrem an der Strecke Köln - Aachen beeinflusste die Trassenführung. Der Gemeinderat Bergheim stellte zunächst kostenlos Grund und Boden zur Verfügung, bald folgte er dem Beispiel der Gemeinden Horrem, Quadrath, Kenten, Paffendorf und Glesch, die das Bauland dem Bahnbau nicht kostenfrei überließen. Eine 3. Schiene ermöglichte kombinierten Regel- und Schmalspurbetieb. Den größten Anteil des Zugverkehrs bildeten die Güterzüge, der Personenverkehr erfolgte u.a. auch im Rahmen eines Güterzuges mit Personenbetrieb.(GmP). Der Bahnhof Bergheim wurde umgebaut und erweitert. Ab September 1902 wurde das neue, außerhalb des Ortes verlaufende Streckenstück Bergheim - Zieverich befahren, der alte Haltepunkt in Zieverich in der Aachener Str. wurde am 16. Oktober 1902 geschlossen. Ab dem 19. Dezember 1904 werden die Strecken Bedburg- Mödrath, Bergheim - Rheidt - Rommerskirchen - Zieverich - Elsdorf der Bergheimer Kreisbahn als vollspurige preußische Nebenbahnen in Betrieb genommen. Die WEG hatte auf dem Netz der BhKB 1904 112 Mitarbeiter fest angestellt. Der Fuhrpark umfasste 11 Lokomotiven, 12 Personenwagen und 284 Güterwagen. Betrieb in Kilometern der BhKB 1906 Zugkilometer in Personenzügen 28 450 Zugkilometer in Gmp 38 841 Zugkilometer in Güterzügen 46 475 Zugkilometer im Vorspanndienst 83 Lokomotivnutzkilometer 111 849 121 843 Personen 891 843 Personenkilometer 230 502 t Güterleistung 2 490 111 Tonnenkilometer Der Hauptbetrieb des Güterverkehrs ergab sich in Quadrath durch die Beisselgrube, Fischbachgrube, Chemische Fabrik Flick, die Glaswerke in Ichendorf und ab 1916 dem Martinswerk in Kenten. Hinzu kamen das Linoleumwerk in Bedburg , die Wollfabrik, die Zuckerfabrik und die Ziegelei in Lipp, die Krautfabrik Cremer in Paffendorf mit eigenem Gleisanschluss, Transporte von und zur Zuckerfabrik in Elsdorf verstärkt von landwirtschaftlichen Produkten umliegender Höfe. Die BhKB ging am 1. Januar 1913 vertraglich in den Besitz der Königlichen Preußischen Eisenbahnverwaltung über, die Streckenlänge betrug 1913 66,7 km, die Königliche Preußischen Eisenbahn-Direktion Köln war die zuständige Bahndirektion. 1921 wurde aus den alten Länderbahnen des Deutschen Kaiserreichs die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft gegründet. Nach Abzug der Besatzungstruppen im Rheinland wurden die Ausbauten der Strecke durch die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft aufgenommen. Neben Horrem und Mödrath wurde Niederaußem der wichtigste Übergabebahnhof der Braunkohlenwerke. Im Herbst besetzten für die Zuckerfabiken Grevenbroich, Elsdorf und Bedburg bestimmte mit Rüben beladene Güterwagen die Gleise. In Mödrath sollte den Planungen der BhKB zufolge ein Bahnknotenpunkt mit Bahnbetriebswerk entstehen, bis 1930 entstand nur der Trassenausbau Quadrath - Horrem - Mödrath. Die auf der Niederaußemer Strecke verkehrenden Personenzüge bestanden aus 3 - 4 leichten Personenwagen, 1929 verkehrten täglich 14 Personenzüge und 4 Güterzüge mit Personenbeförderung (GmP) in beide Richtungen. 1928 wurde die Gleislage der Strecke Horrem - Bergheim verändert und in ihrem heutigen Verlauf in Betrieb genommen. Dabei wurde der neue Bahnhof Quadrath-Ichendorf außerhalb der Ortlage an seinen heutigen Standpunkt verlegt. Die Gleise in der Köln-Aachener Str. wurden ausgebaut. Bis zu dieser Gleisverlegung gab es in Ichendorf und Quadrath je einen Haltepunkt und ein Stück vom Haltepunkt Quadrath Richtung Bergheim existierte eine Ladestelle. Der alte Ichendorfer Haltepunkt befand sich ungefähr auf der Höhe der heutigen Waschstraße für PKWs . 1939 waren im Bahnbetriebswerk Bergheim, das zur Reichsbahndirektion Köln gehörte ca. 120 Personen beschäftigt. Der Krieg mit seiner Kriegswirtschaft machte auch vor Bergheim nicht halt. Im Mai 1941 wurden auf dem Bergheimer Bahnhof Glocken verladen. Es gab aber eine Unterscheidung wie mit den Glocken zu verfahren sei. Neue Glocken kamen sofort zur Verhüttung in die Eifel nach Kall, kulturhistorisch wertvolle wurden nach Hamburg verbracht. Im September 1944 wurde der Bergheimer Bahnhof bombardiert, weitere Angriffe erfolgten im Februar 1945 mit dem Einmarsch der Amerikaner. Die Eisenbahnbrücke über die Straße im Rauland wurde von Pionieren gesprengt, im Februar wurde in Quadrath-Ichendorf ein Munitionszug bombardiert. Die Deutsche Bundesbahn begann 1953 aus wirtschaftlichen Gründen wegen des zunehmenden PKW-Verkehrs und der Ausdehnung des Abbaus der Braunkohle mit den ersten Streckenstilllegungen auf den ehemaligen Strecken der BhKB für den Personenverkehr, weitere Stilllegungen folgten. (näheres siehe Tabelle über Eröffnung u. Stilllegung) Im gesamten südlichen Teil des alten Landkreises Bergheim gibt es keine Nebenbahnen mehr. Der Dampflokbestand des Bahnbetriebswerk Bergheim/Erft wurde am 2. Juni 1957 aufgelöst. Die noch in Bergheim stationierten Lokomotiven der Baureihe 64 überstellte man den Bahnbetriebswerken Neuß und Stolberg. Das Bahnbetriebswerk Düren übernahm die nachfolgend genanten Lokomotiven der Baureihe 93: 93 642, 677, 719, 921, 1042, 1043, 1045, 1115, 1116, 1117, 1125, 1198, 1201 1958 kamen die im Bahnbetriebswerk Düren beheimateten nachfolgend genannten Lokomotiven der Baureihe 50 für die Planleistungen der schweren Güterzüge in Richtung Fortunagrube und Niederaußem zum Einsatz. Die Versorgung dieser Lokomotiven erfolgte u.a. im Bahnbetriebswerk Bergheim. 50105, 331, 403, 556, 803, 805, 959, 1053, 1289, 1423, 1443, 1657, 1696, 1708, 1847, 2289, 2305, 2306. Am 28. Mai 1961 wurde das Bahnbetriebswerk Bergheim aufgelöst und als Außenstelle dem Bahnbetriebswerk Düren angegliedert. Die Bergheimer Schienenbusse kamen nicht in den Bestand des Bahnbetriebswerks Düren, sie wurden an das Bahnbetriebswerk Geldern abgegeben. Mitte der 50er Jahre befanden sich noch viele Einheitsdampfloks, Dampfloks der Länderbahn, Altbautriebwagen und Wagenmaterial de Länderbahnzeit im Einsatz. In Bergheim waren zu dieser Zeit Lokomotiven der Baureihe 50, 64, 74, 86, (zeitweise als Gastlok eingesetzt), 89 (ex preuß. T 3), 93 und Wittefeld Akkutriebwagen ETA 180 im Einsatz. In den folgenden Jahren kamen Schienenbusse dazu, die ETA 180 und die Dampfloks wurden ausgemustert. In späteren Jahren finden sich V 100, V 215 und gelegentlich sogar die V 200 vor Zügen in Bergheim. Neben Donnerbüchsen und Länderbahnwagen waren bis in die 80er Jahre Abteilwagen (die späteren Umbauwagen) auch für Durchgängerzüge nach Köln im Einsatz. In späteren Jahren kamen die Silberlinge dazu. Die Bahnhöfe Niederaussem und Oberaussem waren bis zur Stilllegung der Strecke in dieser Variante beschriftet. Zu Beginn der Bahnstrecke wurde der Name auf alten Karten mit Doppel „s“ geschrieben, im Fahrplan 1902 und in einem Streckenpaln von 1904 tauchte die Schreibweise mit „ß“ auf. Wahrscheinlich wurde handschriftlich mit "ß" und gedruckt mit Doppel „s“ geschrieben. Die Änderung von „ß“ wieder auf Doppel „s“ war bis zum Abriss vorhanden. Bildnachweis: Archiv der Stadt Bergheim Bild Nr. 21, 22, 23, 24, 25, 33, 42, 43, 47, 49, 50, 68, 70, 72 Die weiteren Bilder wurden für eine Ausstellung des MEC Bergheim vom ehemaligen Ortsvorsteher von Niederaußem, Herrn Kremer, zur Verfügung gestellt. Internet: Historisches Eisenbahnarchiv bilderdienst@stiftung-js.de Bild Nr.5
Die Bergheimer Kreisbahn (BhKB) von Heinz Waske